Sonneberg

liegt in Thüringen an der thüringisch-bayerischen Landesgrenze. Sie wurde bekannt als „Weltspielwarenstadt“.

Geschichte der Stadt

Vermutlich baute ein Herzog zu Franken die Burg Sonneberg um das Jahr 480 wegen der Thüringischen Einfälle. Das Schloß ist heute in Privatbesitz und gilt als reine Eventlocation.

Hinter dem Anwesen Gerichtssteig 1 steht das älteste Kulturdenkmal, das auf erste Besiedlungen aus dem 9. Jahrhundert hinweist, die „Cella Antiqua“. Ob es sich dabei um eine, in Sandstein gehauene Mönchszelle oder um einen Lagerkeller für Bier handelt, ist nicht bekannt.

Der Name Sonneberg geht auf das Adelsgeschlecht der Herren von Sonneberg zurück, die im 12. und 13. Jahrhundert unterhalb der Burg Sonneberg eine Siedlung gründeten. Die Herren von Sonneberg waren im Dienst der Herzöge von Andechs-Maranien, einem bayerischen Adelsgeschlecht, das 1310 ausstarb. Ab dem Jahr 1317 hatten die Grafen von Henneberg die Herrschaft über das kleine Gebiet. 1349 wurde Jutta von Henneberg die neue Landesherrin. Nach ihr ist eine Straße in Sonneberg benannt.

Nach der „Leipziger Teilung“ im Jahr 1485 wurden die Ernestiner, eine Linie des deutschen Fürstengeschlechts der Wettiner, die neuen Landesherren der Gebiete um Sonneberg. Zwischen den Jahren 1542 und 1680 kam es zu einem ständigen Wechsel der Landesherrschaft zwischen dem Fürstentum Sachsen-Coburg, Sachsen-Eisenach und Sachsen-Altenburg. Erst im Jahr 1826 erfolgte die Eingliederung der Stadt Sonneberg nach Sachsen-Meiningen.

Der Abbau von Wetzsteinen und Schiefer für Schiefertafeln ist seit 1500 dokumentiert.

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das, aus der Holzwarenherstellung als „Nürnberger Tand“ bekannte, Sonneberg Spielzeug. Um 1700 wurde die Firma Dressel, der größte Hersteller und Exporteur von Spielwaren gegründet. Als Papiermarchés für die Puppenherstellung eingeführt wurde, wurde Sonneberg zum Spielzeughersteller mit Weltgeltung. Vor dem ersten Weltkrieg wurden im Raum Sonneberg rund 20 % der, auf dem Weltmarkt gehandelten Spielwaren überwiegend in Heimarbeit hergestellt. Sonneberg wurde zur „Weltspielwarenstadt“ und zur „Werkstatt des Weihnachtsmannes“.

Nachdem die Exporte in die USA von 1865 bis 1885 um 600 % gestiegen waren, arbeiteten in Kleinbetrieben maximal vier Mitarbeiter. So gab es 1880 bereits 321 Kleinunternehmen, im Jahr 1899 waren es 2395 Klein- und Kleinstbetriebe, im Klartext heimarbeitende Familien. Die gesamte Familie der Heimarbeiter arbeitete täglich viele Stunden. Nur so konnten sie das Notwendigste für ihren Lebensunterhalt verdienen, denn zu dieser Zeit gab es viele Arbeitssuchende und sachkundige Handwerker. Durch diesen Umstand konnten die Verleger und Fabrikanten unterschiedlichste Puppen kostengünstigst herstellen lassen.

Die Schulpflicht wurde mißachtet. Kinderarbeit mußte zum Familieneinkommen beitragen, denn erwachsene Arbeiterinnen und Arbeiter verdienten weniger als 600 Mark im Jahr. Die Wohnverhältnisse (ein Raum in dem gearbeitet, gekocht und geschlafen wurde), das Arbeitsumfeld und schlechte Ernährung trugen dazu bei, daß es in Sonneberg mehr Tuberkulose Erkrankte gab, als im Rest des Landes. Eine Änderung der Lebensverhältnisse der Arbeiter gab es erst in den 1920er Jahren.

Über Sonneberg im 20. Jahrhundert

schreibe ich nur in Kurzform. 1929 wurde die Stadt Sonneberg wegen Überschuldung zahlungsunfähig und unter Zwangsverwaltung gestellt. Sinkende Kaufkraft in den USA und Konkurrenz aus Japan, die billiger Spielwaren produzierte, sowie Managementfehler führten zu einer großen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Zum Ende Weimarer Republik 1933 hatte Sonneberg eine Arbeitslosenquote von 50 %, die höchste in Thüringen. Wen wundert es, daß eine Großzahl der Arbeiter die Nationalisten wählten.

Während der Zeit des Nationalsozialismus kam es, wie überall, zu Verfolgungen aus politischen, rassistischen und religiösen Gründen, die im Gefängnis, Zuchthaus oder Konzentrationslager endete.

Im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht siedelten 1935 Rüstungsbetriebe in Sonneberg an. Aus der Uniformschneiderei Dressel wurde „VEB Herko“, ein Hersteller höherwertiger Herrenkonfektion. Von der Spielzeugfabrik Hartwig wurden als „VEB Radiogehäuse“ Holzgehäuse für Rundfunk- und Fernsehgeräte hergestellt. Die im Jahr 1921 eröffneten Siemens-Schuckertwerke, die 1939 mit 987 Mitarbeitern Installationsmaterial wie Sicherungselemente und Schalter produzierte, begann als „VEB IKA Oberlind“ mit der Produktion elektrischer Haushaltsgeräte.

Während der DDR-Zeit wurden viele Sonneberg Bürger „zwangsumgesiedelt“. Bei der Aktion „Ungeziefer“ wurde 1952 insgesamt 381 Personen in den Landkreis Jena „verbracht“. Viele Sonneberg flüchteten in den Westen.

Am 1. Juli 1990 unterschrieben die Innenminister Peter-Michael Diesel für die DDR und Wolfgang Schäuble für die BRD an der „Gebrannten Brücke“ den Vertrag über die Abschaffung der Grenzkontrollen an der innerdeutschen Grenze. Die „Gebrannte Brücke“ ist eine, die Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern überschreitende Straßenverbindung an der Gemarkungsgrenze zwischen dem Sonneberger Ortsteil Hönbach und dem Neustädter Ortsteil Ebersdorf.

Nach der Wende wurden die Spielwarenbetriebe privatisiert.

Stadtbesichtigung

Wir parken am neu angelegten Stellplatz beim Schwimmbad „Sonnebad Sonneberg“ und machen uns mit den Fahrrad, trotz schlechter Wetterprognose, auf Erkundungstour.

Die alte Obere Stadt wurde durch einen Stadtbrand 1840 völlig zerstört. Die heutige Innenstadt, auch Untere Stadt genannt, entstand auf dem Reißbrett. Sonneberg ist die einzige, aus dem 19. Jahrhundert stammende, planmäßige Stadtanlage in Thüringen.

Das neue Rathaus wurde 1927/28 nach den Plänen des Sonneberger Stadtbaudirektors Karl Dröner errichtet. Das Rathaus hat drei Flügel und ist vier Stockwerke hoch. Zum schönen Bauwerk gehört ein 40 Meter hoher Uhren- und Glockenturm.

Der Hauptbahnhof

von Sonneberg befindet sich gegenüber dem Rathaus. Der erste Bahnhof wurde 1858 als Endstation der Werra-Eisenbahngesellschaft eingeweiht. 1886 erfolgt der Umbau zum Durchgangsbahnhof mit der Inbetriebnahme der Strecke nach Lauscha. Nach Eröffnung der Bahnlinie nach Stockheim stellte man fest, daß die vorhandene Bahnanlage, die 1895 von der Königlich preußischen Staatseisenbahn übernommen worden war, dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war.

Aus diesem Grund baute die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt im Jahr 1905 neben den alten Bahnhof einen neuen Bahnhof, der 1907 in Betrieb genommen wurde. Mit dem Umbau war die gesamte Bahnhofsumlage viermal größer als vorher.

Unter dem Projektnamen „Umweltbahnhof Sonneberg“ wurde der Bahnhof von 1997 bis 1999 umgebaut und der Bahnhofsvorplatz neu gestaltet.

Der erste Sonneberger Bahnhof wurde 1858 als Endstation der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft eingeweiht. Im Jahr 1886 erfolgte die Inbetriebnahme der Strecke nach Lauscha und der Umbau zum Durchgangsbahnhof. Bereits 1901 stellte man fest, daß nach der Eröffnung der Bahnlinie nach Stockheim die vorhandenen Bahnanlagen dem gestiegenen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen waren.

Das AOK-Gebäude neben dem Rathaus entstand 1922/23 als Geschäfts- und Lagerhaus für eine Spedition. In den Jahren 1926/27 erfolgte der Umbau für die Allgemeine Ortskrankenkasse Sonneberg.

Am alten Bahnhof in der Gustav-König-Straße entstand 1923/24 das Wohn- und Geschäftshaus eines Architekturbüros und des Spielwarenfabrikanten Viktor Steiner.

Das Gebäude war das Logenhaus für die Freimaurerloge“Johannes zur aufgehenden Sonne“. Später wurde es als Verwaltungsgebäude genutzt.

In der Coburger Straße stehen viele Massiv- und Fachwerkbauten mit schiefergedecktem Dach, die um das Jahr 1900 gebaut wurden. Wir sind mit dem Fahrrad vorbeigefahren und haben einige als sehr schön empfunden.

Wir sind vorbeigekommen am Gebäude der Holz- und Spielwarenfabrik Robert Hartwig, das 1913 gebaut wurde.

Dieses imposante Gebäude aus dem Jahr 1901 steht in der Gustav-König-Straße. Es wird im Volksmund wegen seines Grundrisse der „Bügeleisen“ genannt.

In der Gustav-König-Straße ist auch das ehemalige Geschäftshaus der US-amerikanischen Warenhauskette S.S.Kresge & Co. aus Detroit, das 1921 als repräsentatives Einkaufshaus errichtet wurde.

Hier wurden seinerzeit auch Puppen hergestellt. Es ist das Wohn- und Geschäftshaus der Puppenfabrik Carl Harms, das 1911 entstanden ist.

In der Nähe der Kirche ist das Wohnhaus vom Kaufmann Adolf Fleischmann. Fleischmann benannte das Haus „Villa Amalie“, der Name seiner Frau. Seit der Wende wird das Gebäude als Mehrgerenationenhaus genutzt.

Die evengelisch-lutherische Stadtkirche St. Peter wurde von 1843-1845 gebaut. Wir haben sie innen nicht besichtigt.

Das alte Rathaus sieht gar nicht so alt aus. Es wurde nach dem Stadtbrand von 1840 von 1844-1845 neu gebaut. Nach der Fertigstellung vom neuen Rathaus nutzte man es als Heimatmuseum, dann als Jugendherberge für die Hitlerjugend und nach dem Zweiten Weltkrieg war hier die sowjetische Geheimpolizei.

In diesem „bescheidenen Häuschen“, einer neubarocken Villa von 1899 wohnte der Kaufmann Wilhelm Dressel der 1913 sein Exportgeschäft an den Warenhauskonzern Woolworth verkaufte. Nach 1945 war hier ein Kindergarten, seit 1998 wird es wieder bewohnt.

In der Unteren Marktstraße steht der Altbau des Amtsgerichts von 1902.

Das Wohn- und Geschäftshaus der Puppenfabriken Müller & Straßburger und Heubach sowie dem Exportgeschäft Otto Dressel das 1849 gebaut wurde kaufte 1895 die Stadt Sonneberg. Hier befindet sich heute eine Geschäftsstelle der Sparkasse und im Obergeschoss die Dienstwohnung des 1. Bürgermeister.

Es folgen Wohn- und Geschäftshäuser der Puppenfabriken, des Exportgeschäfts Gebr. Fleischmann und des Fabrikanten Julius Hutschenreuther aus dem Jahr 1886.

Das schöne Haus war das Wohn- und Geschäftshaus der ehemaligen Sonnenapotheke das 1913 gebaut wurde. An der Fassade sieht man eine Sonnenuhr sowie eine Stadtansicht von Sonneberg.

So langsam nähern wir uns dem Ziel unseres Besuchs in Sonneberg, dem Spielzeugmuseum. Vor dem Museum sehen wir noch das Schulgebäude der ehemaligen Handelsschule, das die Stadt 1912/13 bauen ließ. Seit 1991 befindet sich darin die Förderschule des Landkreises Sonneberg.

Von hier „oben“ ist die Pfarrkirche St. Stephanus, die 1902/03 errichtet wurde zu sehen..

Das Deutsche Spielzeugmuseum wurde 1901 auf Initiative eines Lehrers gegründet. Es ist das älteste Spielzeugmuseum in Deutschland. Seit dem Jahr 1938 befindet es sich in dem schönen Gebäude, das man ursprünglich für die Industrie- und Gewerbeschule des Meininger Oberlandes errichtete.

Das Museum hat einen Bestand von etwa 100.000 Objekten, darunter ca. 60.000 Spielzeuge aus aller Welt. Für den Besuch sollte man genug Zeit einplanen, denn es sind zahlreiche Thüringer Porzellanpuppen aus dem 19. Jahrhundert, die frühesten Käthe-Kruse-Puppen und und und zu sehen.

Wer kennt es nicht, das Sandmännchen

Das Bild in der Mitte zeigt den Louis Lindner, der einen erfolgreichen Verlag betrieb. Als die Vereinigten Staaten von Amerika ein Konsulat in Sonneberg errichtete, wurde Lindner Honorarkonsul.

Links oben ist das Bild von Ernst Friedrich Dressel, der 1843 an der Gründung des Sonneberger Handelsvereins beteiligt war. Er bereitete die Ausstellungsgruppe zur ersten Weltausstellung in London im Jahr 1851 mit vor.

Rechts oben ist Friedrich Ottokar (Otto), Sohn von Ernst Friedrich Dressel abgebildet. Unter seiner Leitung wuchs die Firma Dressel zum weltweit wichtigsten Spielwarenhersteller. Otto Dressel engagierte sich sehr für die Eisenbahnanbindung von Sonneberg.

Links unten ist Otto Dressel jun. der mit der Enkelin von Louis Lindner verheiratet war. 1882 war er Mitinhaber des väterlichen Betriebs. Bereits mit 57 Jahren, wie ich!, zog er sich ins Privatleben zurück.

Die Abbildung rechts unter zeigt den Nürnberger Carl Craemer, der ab 1871 Kompagnon von Adolf Fleischmann war und mit dessen Adoptivtochter verheiratet war. Craemer gründete einen Spielwarenverband, in dem zum ersten Mal Industrie, Groß- und Einzelhandel zusammenarbeiteten.

Das Arbeitszimmer der Dressel

Das Arbeitszimmer, Wohn- und Schlafzimmer der Familie?

Das Arbeitsleben der Arbeiterfamilien ist auch noch in Miniaturen in Vitrinen nachgestellt

Die Zinnfiguren stammen aus Nürnberg aus dem Ende des 19. Jahrhunderts

es gibt sogar eine Puppenstube aus Zinn

Bei der Modelleisenbahn geht Heinz das Eisenbahnerherz auf,

bei der „Thüringer Kirmes“ geht uns beiden das Herz auf. Die vielen, lebensecht aussehenden Figuren stellen ein ländliches Volksfest der thüringisch-fränkischen Region im 19. Jahrhundert dar. Die Gruppe entstand zum Anlass der Weltausstellung 1910 in Brüssel, sie sollte die Sonneberger Spielzeugindustrie in der Welt bekannt machen. Bei der Umsetzung des Entwurfs waren 37 Sonneberger Firmen sowie Schüler der Industrieschule, Modelleure und Handwerker beteiligt. Die Schaugruppe wurde in Brüssel mit einem „Grand Prix“ ausgezeichnet. Am Eingang zur „Thüringer Kirmes“ stehen die Zeiten, wann die Kirmes „lebt“. Einfach faszinierend!!

Im Auftrag von Adolf Fleischmann wurde die Schaugruppe „Gulliver in Liliput“ hergestellt. Das bemalte Kunstwerk aus Brotteig ist 1843/44 entstanden und stellt Gullivers Erlebnisse in Liliput dar. Es wurde mehrfach ausgezeichnet.

Von den vielen alten und neuen Puppen zeige ich nur die älteste Babypuppe der Welt und die, für mich sehr ungewöhnlichen, auch seltsamen Puppen mit zwei Gesichtern am Kopf.

Die Theaterbühne aus Pappmaché ist ein absolutes Meisterwerk.

Sehr schön sind auch die Puppenhäuser und Puppenstuben.

Das Museum ist für Puppen- und Spielzeugliebhaber wie uns ein „Eldorado“.

Das Bärenmuseum

mußte natürlich auch besichtigt werden. Das Museum wurde 2008 von der Familie Martin gegründet. Im Schaufenster vom Bärenmuseum sitzt ein 3,40 m großer Teddybär. Stehend ist er 5,40 m hoch. Er hat ein Gewicht von 500 kg. Der Teddy aus Mohair wurde in 700 Arbeitsstunden von der Firma Martin hergestellt. Er Teddy schaffte es als größter Teddy der Welt ins Guinnessbuch der Rekorde. Im Schoß des Bären sitzt ein Arbeiter, der gerade einen Teddybären herstellt. Auch der kleinste Teddy ist im Bärenmuseum ausgestellt.

Vom Familienunternehmen werden noch heute Teddybären in sämtlichen Größen und Ausführungen in Handarbeit angefertigt. Zum unverwechselbaren Design gehört das Markenzeichen – ein grünes Herz. Am Besprechungstisch kann man sich mit der „Bärenmafia“ fotografieren lassen.

Wenn man Zeit hat, kann man im Bastelraum seinen Teddy selber stopfen, den man dann mit einer „Geburtsurkunde“ mit nach Hause nehmen darf.

Der kleine Teddy mit seinen blauen Augen wird in Zukunft bei uns im Womo mitfahren.