Guadix

ist eine Stadt in einer fruchtbaren Hochebene im Norden der Provinz Granada. Sie liegt auf einer Höhe von 915 m, am Ufer des Río Guadix, im Tal der Sierra Nevada.

Bekannt ist Guadix durch sein, aus dem 13. Jahrhundert stammendes Höhlenviertel. Die Höhlen wurden von fliehenden Mauren in das weiche Kalktuff- und Lössgestein gegraben, als sie vor Katholischen Königen fliehen mussten. Schätzungsweise gab es ca. 2000 Höhlenwohnungen in denen zwischen 4.000 bis 10.000 Menschen lebten.

Die Höhlen wurden nicht nur zum Wohnen benutzt. In einigen befinden sich Kirchen und Einsiedeleien, in anderen Weinkeller, Backöfen und Töpfereien.

Im Barrio de las Cuevas in der Nähe der Parroquia Nuestra Señora de Gracia befinden sich die meisten Höhlen. Hier leben noch mehr als 3.000 Personen in ca. 1.500 Höhlen.

Nicht fehlen darf eine Kirche, die Ermita de Nuestra Señora de Gracia. Sie sieht von außen nicht wie eine Höhlenkirche aus. Innen befindet sich jedoch die alte Ermita (Kapelle) des Höhlenviertels. Um die alte Kapelle ist das neue Kirchengebäude gebaut.

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Tief im Fels sind Kirchenräume und die Küche der Priester und Nonnen vorhanden.

Unter den Mauren blühte die Stadt auf. Sie wurde Zentrum der Seidenherstellung. Von den Mauren erhielt die Stadt ihren heutigen Namen Guadix. Er kommt vom arabischen ‚Fluss des Lebens‘.

Die Kathedrale von Guadix wurde zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert im Barock- und Renaissancestil erbaut. Sie wurde auf einer alten Moschee und der alten gotischen Kathedrale errichtet.

Das Chorgestühl und die Kanzel der Kathedrale sind aus dem Barock.

Der Plaza Mayor

stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist eine weitere Sehenswürdigkeit in Guadix. Er wurde nach den Zerstörungen im Spanischen Bürgerkrieg wieder aufgebaut. Der Plaza Major liegt im mittelalterlichen Judenviertel. In diesem Viertel lebten die Juden mit den arabischen Seidenweber zusammen.

Im benachbarten Barrio de Santiago findet man die gleichnamige Renaissance-Kirche

sowie den Palacio de Peñaflor, einen Renaissance-Palast.

Hinter dem Palast liegt die Alcazaba, von der aus man einen Blick auf das Höhlenviertel und die Sierra Nevada hat. Der maurische Einfluss auf die Stadt ist auch im Stadtviertel Barrio de Santa Ana und Barrio de San Miguel spürbar.

Übernachtet haben wir im Womo auf dem großen Platz neben dem Park mit der

Emirata de San Sebastián y Nuestra Señora del Rocío

und der Skulptur von Pedro Antonio de Alarcón, einem spanischen Schriftsteller.

Fest der Cascamorras

Die Spanier lieben Feste, wie die „Tomatina“ in Buñol, bei der sie sich in matschigen Tomaten suhlen. Bei „Cascamorras“ in Guadix und Gaza geht es noch schmutziger zu. Hierbei handelt sich um den symbolischen Streit um die Jungfrau der Frömmigkeit, der Virgen de la Piedad zwischen der Stadt Baza und Guadix.

Die Geschichte

des Cascamorras reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Ein Arbeiter namens Juan Pedernal aus Guadix, hat die Mauer einer alten Moschee eingerissen. Der Arbeiter hatte den Beinamen „Cascamorras“. Beim Abriss fand er eine Jungfrauenstatue. Sie wurde bei der Moschee im 12. Jahrhundert zu ihrem Schutz versteckt. Der Arbeiter war der Ansicht, dass die Statue seiner Heimatstadt Guadix gehört. Die Bürger der Stadt Gaza waren jedoch anderer Meinung. Es entstand ein Streit. Irgendwann einigten sich die Bürger. Sie kamen zu folgendem Ergebnis:

Der Arbeiter Juan Pedernal muss die Kirche La Merced erreichen. Auf dem Weg zur Kirche muss es ihm gelingen, dass er von keinem Bürger aus Baza beschmiert wird. Gelingt ihm dies, geht die Jungfrau der Frömmigkeit in den Besitz von Guadix. Dieses Spektakel wiederholt sich seit 500 Jahren.

Der Beginn

des ersten Teils der Feier ist am 6. September in Baza. Der Cascamorras geht mit einem bunten Kostüm gekleidet nach Baza, um die Jungfrauenstatue „Virgen de la Piedad“ nach Guadix in die Pfarrei San Miguel zu bringen.

Die Bewohner Bazas versuchen natürlich, ihn daran zu hindern. Hunderte Dorfbewohner und Zuschauer gehen auf den Hügel Las Arrodeas.

Hier beschmieren sie sich mit schwarzem Öl, einer speziellen Mischung aus schwarzer Farbe und Olivenöl.

Um 18.00 Uhr wird eine Rakete gezündet. Mit der Rakete wird angezeigt, dass der Cascamorras auf dem Hügel angekommen ist. Von hier beginnt er, geschützt von den Kohorten, den 1,5 km langen Lauf bergab in die Stadt Baza. Zu seiner Begleitung gehört auch noch ein Fahnenträger und ein Trommler.

Nun versuchen die Einheimischen, den Cascamorras durch anfassen zu beschmutzen. Der erste Dorfbewohner von Baza, der den Cascamorras beschmieren kann, wird geehrt.

Die Route in Baza ist in der Regel Avenida Cascamorras, Stierkampfarena, Atleta Jose Luis Martinez, Alameda, Alamillos, Calle Agua, Calle Ancha, Calle Corredera, Plaza Major und endet an der Plaza de la Merced. Auf der Strecke taucht er in zwei Brunnen unter, bis er in ein Kloster gelangt. Hier darf er sich waschen und erholen. Der erste Zauber ist vorbei. Die Bewohner von Baza säubern wieder alles.

Während der zwei folgenden Tage nimmt der Cascomorras an allen Feierlichkeiten und religiösen Veranstaltungen teil. Insbesondere beim „Baile de las banderas“, dem Tanz der Fahnen und der Prozession der Schutzheiligen durch die Straßen des Dorfes.

Der zweite Teil

der Veranstaltung ist die Bestrafung des Cascomorras in Guadix. Sie findet traditionell am 9. September statt. Die Bewohner sind enttäuscht, dass der Cascomorras ohne die Statue nach Guadix kommt. Sie beschliessen seine Bestrafung. Dazu versammeln sie sich, ausgestattet mit viel Farbe, auf einem Feld in der Nähe des Bahnhofs. Sie bedecken sich selbst und jeden, der in seiner Nähe steht von oben bis unten mit Farbe.

Eine Rakete markiert wieder den Start des Cascomorras-Laufs. Seine Route ist leicht zu erkennen, denn die Wände und Statuen sind mit schwarzen Folien geschützt.

Der Cascamorras hat eine Porra in der Hand (Gummiball, der mit einem Lederband an einen Holzstab gebunden ist), um sich zu verteidigen. Der Schmerz ist ziemlich groß, wenn man mit der Porra vom Cascamorras getroffen wird.

Außer Farbe wird auch viel Wasser, zum Teil aus Eimern aus den Fenstern der Häuser oder von der Feuerwehr verspritzt. Es dient vor allem den Teilnehmern der Verfolgungsjagd zur Erfrischung.

Zwischen den einzelnen Laufen „ruht“ sich der Cascamorras aus und schwenkt die Fahne der Jungfrau der Frömmigkeit über den Köpfen der Menge.

Am Plaza de la Merced ist das Ende der Veranstaltung. Der Cascamorras verabschiedet sich durch das Schwingen der Fahne der Virgen de la Piedad von den Einheimischen. Der Cascamorras geht anschliessend in die Iglesia de la Merced und betet zur Jungfrau de la Piedad.

Die farbigen, öligen Dorfbewohner erhalten am Platz eine „Schaumdusche“ von der örtlichen Feuerwehr. An Bushaltestellen und mehreren Plätzen der Stadt sind Duschen aufgestellt.

Kleiner Tipp: vor dem Besuch der Veranstaltung unbedingt gut eincremen. Am besten einölen, denn das Farbpulver ist sehr fein und zieht in jede Pore der Haut ein. Man bekommt es nur schlecht wieder ab. Alte Kleidung versteht sich von selbst.