Teruel

ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Region Aragonien im Süden von Aragonien. Mit nur ca. 36.000 Einwohnern gehört Teruel zu den wenigen Städten in der bevölkerungsschwachen Serranía Celtibérica. Als Serranía Celtibérica (keltiberisches Bergland) wird das bergige, fast menschenleere Gebiet im Nordosten von Spanien bezeichnet. Manche nennen es das „spanische Lappland“.

Teruel liegt auf einer Höhe von ca. 915 Meter am Zusammenfluss des Rio Guadalaviar und des Rio Alfambra und heisst danach Turia. Der Camino del Cid (der Weg des Cid), einer 1.350 km langen Wander-, Rad- oder Fahrroute, führt an Teruel vorbei. Beim Camino del Cid handelt sich angeblich um die Route des kastilischen Ritters und späteren spanischen Nationalhelden El Cid.

Wir stehen auf dem Wohnmobilstellplatz Nahe dem Supermarkt Alcampo, dem Dinópolis, dem größten paläontologischen Museum der Welt und der Bushaltestelle in die Altstadt. Den Dinopark haben wir nicht besucht.

Uns interessiert insbesondere die Altstadt von Teruel, mit den bedeutenden Bauwerken im Mudéjar Stil. Im Mudéjarstil wurde vom 12. bis 16. Jhd. nach der Rückeroberung Spaniens von den Mauren gebaut. Viele Muslime lebten weiter in Spanien. Sie mußten sich der christlichen Umgebung anpassen und besassen keine Rechte wie jedermann. Unter den Muslimen gab viele Handwerker wie Tischler, Maurer, Töpfer und Gärtner. So trafen christliches und islamisches Kunstwerk zusammen. Es entwickelte sich ein neuer Stil, den man Mudéjar nannte, was soviel bedeutet wie „die, die bleiben durften“.

Wir fahren mit dem Bus, der nur € 1,30 kostet, bis zur Haltestelle Archivo Histórico. Die im Archivo Histórico Provincial de Teruel hinterlegten Dokumente sind Teil des spanischen und aragonischen Kulturerbes.

Gleich gegenüber der Bushaltestelle können wir eintauchen in kleine Gassen mit zahllosen Geschäften, Restaurants und Gebäuden mit schönen Fassaden.

Alle Straßen enden am Plaza del Torico, an dem sich der Fuente del Torico mit einer großen Säule befindet, auf der oben ein kleiner Stier steht. Das Wasser wird von kleinen Stierköpfen in das Brunnenbecken gespeit. Der Brunnen gilt als Wahrzeichen von Teruel.

Um den Platz sind mehrere schöne Gebäude aus dem 20. Jahrhundert mit einer Jugendstil-Fassade zu sehen.

Besonders beeindruckend ist das Gebäude der Caja Rural de Teruel. Die Caja Rural ist eine Kreditgenossenschaft in Spanien.

Vor der Caja Rural hält ein kleiner Zug der durch die Altstadt fährt.

Wir machen uns zu Fuss auf den Weg zur Kathedrale. Dazu folgen wir einer Hinweistafel aus Keramikfliesen, die am Gebäude in der Mitte angebracht ist, und gehen in die Gasse rechts vom Haus.

In der Gasse befindet sich das Casa de la Comunidad, einst Sitz des Rates, ein Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert. Heute ist hier das Museo Provincial, in dem viele archäologische Funde und eine Sammlung von Keramik aus Teruel ausgestellt wird.

Die Kathedrale Santa María de Mediavilla war erst eine gotische Kirche. Man begann mit dem Bau, als Teruel nach über 450 Jahren muslimischer Herrschaft, wieder christlich wurde. Die ursprünglich romanische Struktur von 1171 wurde durch den gotischen und Mudèjar-Stil ersetzt.

Der 45 Meter hohe Glockenturm im Mudèjar-Stil entstand im 13. Jahrhundert.

Eintrittskarten für die Kathedrale bekommt man am Seiteneingang der Kathedrale. Wir konnten sie nicht besichtigen. Es fand gerade eine Messe statt.

Am Eingang der Kathedrale ist ein schönes schmiedeeisernes Tor. Das Portal wurde im Neomudéjar-Stil erbaut.

Am Plaza de la Catedral befindet sich das Ayuntamiento de Teruel (Rathaus).

Von hier kommen wir zum Hijas de la Caridad Residencia del Sagrado Corazón de Jesús, der Residenz des Heiligen Herzens, der Gesellschaft der Töchter der Barmherzigkeit des Heiligen Vinzenz von Paul. Die kurz HC genannte Gemeinschaft, öffnete 2018 ihre Türen, um Frauen aufzunehmen, die in Booten das Meer überquert hatten. In ihrer neuen Heimat solllen die Flüchtlinge aus Ländern der südlichen Sahara die Möglichkeit haben, ihr Leben neu aufzubauen.

Gegenüber der Residenz steht das Denkmal für den aragonischen Ritter Franćes de Aranda. Er war Berater von König Johann I., dem Sorglosen. Der Grundstein für die Bronzeskulptur auf einem Steinsockel konnte 1894 durch eine Spendenaktion der Bevölkerung von Teruel gelegt werden. Die Skulptur kostete seinerzeit 7.000 Peseten.

Das Museo de Arte Sacro im Bischofspalast befindet sich, wie das Denkmal und das Gebäude der HC-Gemeinschaft am Plaza Venerable Franćes de Aranda. Im Museum für sakrale Kunst werden Werke der Diözese Teruel und Albarracín ausgestellt.

Die Kirche San Martin am Plaza Pérez Prado existiert bereits seit 1196. Der Kirchenbau wie man ihn heute sieht, entstand im 17. Jahrhundert. Am ältesten ist der im Gotik- und Mudéjar-Stil gebaute Torre San Martin. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde im 16. Jahrhundert renoviert und mit Backsteinen und Keramiken dekoriert.

Die Biblioteca Publica befindet sich am Plaza Pérez Prado 3. Davor steht die Estatua homenaje Semana Santa, eine Statue zur Erinnerung an die Karwoche.

Das Gebäude am Plaza Pérez Prado 2 ist das Seminario Consiliar de Teruel, ein Hostel.

Wir gehen wieder zurück zum Plaza del Torico, denn neben der Caja Rural kommt man über eine Gasse mit vielen Treppen zum Mausoleo de los Amantes de Teruel.

Zuerst geht es vorbei an der Iglesia San Pedro im Mudéjar-Stil, die wir mit dem Besuch in Mausoleum von Innen besichtigen können.

Dann gehen wir durch Torre de Salvador, den Erlöserturm. Der Turm im Mudéjar-Stil stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Geschafft, wir stehen vor dem Mausoleo de los Amantes de Teruel, dem Mausoleum der Liebenden. Mit dem Eintrittspreis kann man das Mausoleo, die Kirche San Pedro mit dem Garten und den Turm San Pedro besichtigen.

Bronzefiguren vor dem Mausoleum

Ich bemühe mich, die romantische Liebesgeschichte, die angeblich im Jahr 1217 in Teruel geschah, kurz zu erzählen. Es handelt sich um zwei wohlhabende Familien, deren Kinder Juan (bekannt als Diego), aus der Familie Marcilla und Isabel, aus der Familie Segura seit ihren Kindertagen ineinander verliebt waren. Der Vater von Isabel, der reichste Einwohner von Teruel, verweigerte den beiden die Heirat, weil die Familie von Diego zwischenzeitlich verarmt war. Diego konnte schließlich mit Isabels Vater vereinbaren, daß er Teruel für fünf Jahre verließe, um ein Vermögen aufzubauen. Wenn Diego in fünf Jahren reich wäre, genehmigte der Vater eine Heirat.

Während der fünf Jahre drängte der Vater sie immer wieder zu heiraten. Doch Isabel sagte ihm, dass Gott wünsche, dass sie bis zum 20. Lebensjahr Jungfrau bliebe und dass Frauen vor der Heirat erst lernen sollten, einen Haushalt zu führen.

Nachdem Diego fünf Jahre nichts von sich hören ließ, wurde sie vom Vater verheiratet. Nach der Hochzeitsfeier informierten Wächter das Dorf, daß Diego mit großem Reichtum zurück kam um Isabel zu heiraten, denn Diego hatte sich den Tag nicht gemerkt, an dem er den Handel mit Isabels Vater abgeschlossen hatte.

Angeblich schlich sich Diego in das Schlafzimmer von Isabel und ihrem Mann und sagte: Küss mich, da ich sterbe. Isabel erwiderte: Gott möchte nicht, dass ich meinen Mann betrüge. Diego sagte nochmal, dass er sterben werde und möchte einen letzten Kuss. Isabel weigerte sich, Diego seufzte und starb zu Füssen seiner Geliebten. Isabel weckte ihren Gatten, erzählte ihm die Geschichte und sagte ihrem Mann, dass Diego tot neben ihrem Bett läge. Die beiden kamen überein, dass sie Diego heimlich in einer Kirche bestatten, da ihr Mann fürchtete, dass man ihm die Schuld am Tod von Diego geben würde. Zur Bestattung von Diego kam Isabel in ihrem Hochzeitskleid. Sie gab Diego in der Kirche den Kuss, den sie ihm verweigerte als er noch lebte. Bei dem Kuss starb Isabel und fiel auf den Körper von Diego.

Die Beiden, aus Liebe Gestorbenen, inspirierten die Einwohner von Teruel, sie Seite an Seite zu begraben, so dass sie wenigstens im Tod beieinander sein konnten. Die Kirche gewährte die Bitte. Die Geschichte des Paares verbreitete sich bald in ganz Spanien. 1560 wurden ihre Leichen exhumiert und in das heutige Grabmal umgebettet. Es scheint fast so, als ob sich ihre Hände berühren würden, doch aus religiöser Pietät nur beinahe, da Isabel ja verheiratet war.

die Kuppel über den Beiden

Über diesen Durchgang kommt man zur Iglesia San Pedro.

Die heutige Kirche steht auf dem Platz einer, im 12. Jahrhundert nach der Reconquista (Wiedereroberung) erbauten Kirche, die 1677 einstürzte. Die Kirche ist das bedeutendste Barockgebäude in Teruel.

Sehr bedeutend ist in der Kirche das Altarbild mit der Statue El Cristo de Salvador, das im 13. Jahrhundert geschnitzt wurde. Dieses Bild wird in Teruel am meisten verehrt.

Der Kreuzgang von San Pedro über den man in den Garten kommt.

Auf den Torre San Pedro, der im Eintrittspreis für die Besichtigung vom Mausoleum inbegriffen gewesen wäre, sind wir nicht gestiegen.

Wir sind auf dem Weg zum Escalinata de Teruel und kommen am Monumento a la Vaquilla vorbei. Das Denkmal symbolisiert das traditionelle Fest des Vaquilla del Angel de Teruel vom 31. August 1679. Dargestellt wird ein Stier, ein Stern, ein Engel und ein Cowboy.

Die Teruel-Treppe, auch bekannt als Escalinata de la Estación, Escalinata del Óvalo, Escalinata de Torán, ist ein monumentales Bauwerk im Neo-Mudejar-Stil. Das sehr beeindruckende Bauwerk ist zu Beginn der 1920er Jahre entstanden. Ziel des Architekten war seinerzeit, die Lücke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Paseo de la Infanta Isabel (Altstadt) mit einem Höhenunterschied von 26 Metern zu schließen. Er wollte dies nicht nur mit einer Treppe lösen sondern entwarf ein monumentales Gesamtwerk. Mit dem Bau verbesserte der Architekt nicht nur die Infrastruktur, er brachte alle Baustile (Mudéjar, Gotik, Moderne), die in Teruel zu finden sind, mit architektonischen und dekorativen Elementen in seinem „Kunstwerk“ unter.

Wir sind mit dem Bus gefahren und am Paseo de Óvala ausgestiegen. Im Stadtführer haben wir gelesen, daß das Bauwerk aus drei Teilen besteht. Der erste Teil beginnt am Bahnhof und durchquert den Bahnhofsgarten.

Der zweite Teil besteht aus sieben Abschnitten die zu einem Aussichtsplatz führen. Hier dominiert ein großer Brunnen, mit dem weit über die Stadtgrenze hinaus bekannten Relief der „Liebenden“.

Zum dritten Teil gehören die beiden halbkreisförmigen Treppen um den Aussichtsplatz, die am Paseo de Óvala enden und von zwei Türmen gekrönt werden.

Die vielen Treppen sind wir hinunter gestiegen, für den „Aufstieg“ zum Paseo de Óvala benutzten wir jedoch lieber den Aufzug, der sich links neben der Treppe befindet.

Das große Gebäude am Fuß der Treppe ist das Instituto de Education Secundaria Vega del Turia, ein Bildungszentrum in dem mehr als 900 Schüler studieren.

Unweit vom Paseo de Óvala befindet sich der Plaza y Fuente de San Juan.

Um den Platz befinden sich mehrere schöne Gebäude, wie z.B. das Gebäude der Subdelegacion del Gobierno, einer Unterdelegation der Regierung.

Auch der Palacio del Justicia de Teruel (Justizpalast) befindet sich hier.

Am Plaza San Juan Nr. 2 steht das Kasino und Teatro Marin, die beide zum aragonesichen Kulturguterbe gehören. Beide Einrichtungen sind ein beliebter Treffpunkt.

In Teruel gibt es sehr schöne Brücken und Viadukte. Das Viaducto de Fernando Hué wurde ab 1929 gebaut und war von großer Bedeutung für die Stadterweiterung von Teruel.

Eine weitere interessante Brücke. Wir wissen jedoch nicht mehr wie sie heißt.

Das Aceducto de los Arco ist sowohl ein Aquädukt wie auch Viadukt, da die Pfeiler des zweiten Teils für den Verkehr geöffnet sind. Mit dem Bau des zwei Etagen Bogenwerk wurde 1537 begonnen. Die Brücke gleicht den Höhenunterschied zwischen dem mittelalterlichen und modernen Teruel aus.

Die Puente de la Reina Isabel wurde 1836 während der Herrschaft von Isabel II. erbaut.

An der La Estación Teruel (Busstation) befindet sich ein Turm mit einem Aufzug sowie einem Treppenaufgang. Hier kommt man bequem von der „Oberstadt“ in die „Unterstadt“ von Teruel. Wir sind mit dem Aufzug, zu dem man nur über eine gläserne Brücke kommt, nicht gefahren.

Von hier hat man einen guten Blick zu den „Bergen“ an denen Tonerde abgetragen wurde.

Bleibt noch zu erwähnen, dass Teruel für seinen Jamón Serrano in ganz Spanien bekannt ist. Durch die hier herrschenden klimatischen Bedingungen ist die Herstellung von Schinkenspezialitäten höchster Qualität möglich. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich in Teruel viele Schinkenmanufakturen angesiedelt. Durch die strengen Kriterien der Schinkenreifung erhielt der Jamón de Teruel als erster Schinken in Spanien und dritter Schinken weltweit, das Zertifikat einer geschützten Herkunft.