Kißlegg

ist ein Luftkurort im Landkreis Ravensburg. In der Nähe von Kißlegg ist Bad Wurzach, Leutkirch und Wangen im Allgäu.

Geschichte

Eine Besiedlung in der Römerzeit in der Umgebung von Kißlegg beweist ein reicher Münzfund. Im 8. Jahrhundert gründete ein Leutkirch Priester am Zellersee eine Wohnung mit Kirche, die 824 als Ratpotiscella urkundlich erwähnt wurde. Der Ort kam im Jahr 850 in den Besitz des Klosters St. Gallen, das zwischen dem Zellersee und dem Obersee einen Meierhof errichtete, zu dem über 100 Bauerngüter in der Umgebung gehörten. Als Meierhof wird ein Bauerngebäude bezeichnet, in dem einmal der Verwalter (Meier) einer Landwirtschaft gelebt hat, der zu einer adligen oder geistlichen Grundherrschaft gehörte.

Eine in der Umgebung ansässige adlige Familie verwaltete neben eigenen Besitzungen die Güter des St. Galler Meierhofs. Ein Mitglied der Familie soll denNamen Kisololt, Kisilhar oder Kisalfrid getragen haben. Die adelige Familie baute im 11. oder 12. Jahrhundert die Burg Kisilegge, nach der sie sich ab 1227 „Herren von Kiselegge“ nannten. Der letzte Erbe der Herren von Kißlegg verheiratete um 1300 seine Tochter an Marquard von Schellenberg. Durch die Heirat wurde die Familie Schellenberg neuer Besitzer von Kißlegg.

Im Jahr 1394 verlieh König Wenzel von Prag dem Ort das Marktrecht sowie die niedere und hohe Gerichtsbarkeit. Beim Deutschen Bauernkrieg lag Kißlegg im Zentrum des Aufstands. 1548 wurde Kißlegg völlig zerstört. Nur das Schellenbergische Schloss blieb verschont.

Stellplatz

Wir stehen auf dem Wohnmobilstellplatz am Strandbad Obersee. „Großes Pech“ war, daß am gesamten Platz die Münzautomaten beim Stromanschluss außer Betrieb waren und wir während unseres Aufenthalts der Strom „gratis!“ war. Unweit vom Stellplatz ist das Strandbad. Neben dem Bad führt ein kleiner Weg direkt zum Obersee.

im Strandbad

Besichtigung von Kißlegg

Wir machen uns mit dem Fahrrad auf den Weg zur Ortsbesichtigung.

Maria Königin der Engel,

die Wallfahrtskirche steht am Rötsee bei Kißlegg. Die Kirche war ursprünglich eine Kapelle, die im 10. Jahrhundert vom „seligen Ratpero“ auch Ratperonius genannt, von Hand gebaut wurde. Aus einer Überlieferung geht hervor, das Ratpero aus dem thüringischen Geschlecht der Grafen von Rappenberg stammte. Er war Weggefährte von Bischof Ulrich von Augsburg. Weiter heißt es, daß Ratpero auf einer Reise mit dem Bischof am Rötsee eingeschlafen sei. Dies deutete der Bischof so, daß sich Ratpero hier als Einsiedler niederlassen sollte. Vom Edlen Berengar von Arnach erhielt Ratpero das Land, das er urbar machte und hier eigenhändig eine Kapelle baute. Nicht gut gesonnene Menschen verwüsteten mehrmals seine Gehölze. Er bat den Herrn, „ihn mit Wasser zu schützen und seine Pflanzung mit Wasser ringsherum zu umgeben“. Alsbald stieg das Wasser.

Ratpero wurde in seiner Kapelle bestattet. Sein Grab wurde das Ziel von Wallfahrern. Fußkranke versprachen sich Linderung durch die Berührung der Steinplatte auf seinem Grab, die durch seinen Fußabdruck gekennzeichnet war.

Nach einem Brand wurde die Kapelle zur Kirche und 1580 zur Basilika ausgebaut. Im Jahr 1748 erhielt sie ihr heutiges Aussehen.

In der Herrenstraße in Kißlegg sind mehrere, sehr schöne Fassaden zu sehen. Am besten gefallen uns die sehr ausgefallenen, schmiedeeisernen „Nasenschilder“ an den Gebäuden.

Am Haus einer ehemaligen Bäckerei ist zu lesen „Heilig und ewig sei das Brot, bewahrt vor Hunger und vor Not“. Am „Nasenschild“ hängt eine goldene Brezel.

Bei dieser Bäckerei zeigt das Nasenschild den „Bäcker, der eine Brezel anbietet“.

St. Gallus und Ulrich,

die Pfarrkirche ist eine römisch-katholische Barockkirche. Wann sie genau gebaut wurde, ist nicht bekannt.

Im 9. Jahrhundert kam Kißlegg in den Besitz des Klosters St. Gallen. Aus diesem Grund wurde St. Gallus der Schutzpatron der Pfarrgemeinde.

Die Kirche St. Gallus und Ulrich war einst romanisch. Eine Feuersbrunst zerstörte 1548 den gesamten Ort. Nur der Turm der Kirche aus dem 13. Jahrhundert überstand das Feuer. Die Pfarrkirche wurde gotisch neu gebaut und 1734 im barocken Stil umgebaut.

Das Altarbild zeigt eine Kreuzigungsgruppe mit Jesus, Maria und Maria Magdalena. Neben den Altarsäulen stehen Statuen der Kirchenpatrone Gallus und Ulrich

Sehr beeindruckend ist die Kanzel von 1745. Es sind Szenen aus dem Leben von Johannes des Täufers, die zehn Gebote sowie ein Mensch mit einer Augenbinde abgebildet. Der Mensch mit der Augenbinde soll sagen: wer Gottes Wort nicht hört, gleiche einem Blinden.

der rechte Seitenaltar
der linke Seitenaltar

Auf dem Altartisch in der rechten Seitenkapelle steht ein Sarkophag mit dem „Katakombenheiligen“ Clemens. 1744 wurden aus den Katakomben von Rom die Überreste der Märtyrer Clemens, Amatus, Severinus und Constantia nach Kißlegg überführt und 1936 in verglasten Sarkophagen beigesetzt.

In der Kirche St. Gallus und Ulrich gibt es noch eine Besonderheit. Hier wird ein wertvoller Augsburger Silberschatz, der aus 21 Teilen besteht, aufbewahrt. Er ist zur Sicherheit seit 1978 in Panzerglasvitrinen auf einer der Emporen untergebracht und kann nur bei Kirchenführungen während der Sommermonate besichtigt werden. Der Silberschatz wurde vom Pfarrer Franz Joseph Lohr, der von 1732-1775 in der Kirche tätig war, erworben. Er vermachte sie testamentarisch der Kirchengemeinde.

Die Gallus-Apotheke ist direkt neben der Kirche. Am Platz des Gebäudes befand sich das Schellenberg’sches Amtshaus. Nach der großen Feuersbrunst von 1704 wurde das Gebäude 1706 von Gräfin Maria Anna Renate von Schellenberg und ihrem Gemahl Ferdinand Ludwig Graf von Waldburg-Wolfegg neu aufgebaut. Seit 1815 befindet sich hier eine Apotheke.

Das alte Schloß

ist im 16. Jahrhundert unter den Herren Schellenberg erbaut worden. Durch Heirat kam es an die Familie von Waldburg-Wolfegg. Der Graf und die Gräfin von Waldburg-Wolfegg ließen große Teile des Schlosses umgestalten. Von außen sieht der Bau wie eine Burg aus. Die Hofgebäude bestehen aus ehemaligen Dienstwohnungen, Ställen und Schüttgebäuden (Lager). Im barocken vorderen Schüttgebäude war früher eine Kapelle und das Rentamt.

Der Schloss wird von der gräflichen Familie zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee bewohnt und kann nicht besichtigt werden. In den Hof sind wir trotzdem gegangen.

im Hof vom Schloss

Auf dem Plakat steht: RETTET DEN ADLER! Wir müssen 300 Jahre Kisslegger Geschichte erhalten. Unser Ort soll schöner bleiben! Wer historisches vernichtet, bedenke Eigentum verpflichtet!

Gemeint ist damit das 1704 erbaute und bisher denkmalgeschützte ehemalige Gasthaus „Goldener Adler“, der abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Der Adler, der seit über 300 Jahren an diesem Ort steht, wird als „altes Glump“ bezeichnet.

Das neue Schloss

liegt inmitten eines Schlossparks im englischen Stil. Das Schloss wurde 1523 gebaut und diente als Witwensitz der Gräfin Maria Monika von Waldburg-Trauchburg. Das Schloss brannte 1704 ab. Der Neubau erfolgte 1721 im Auftrag von Johann Ernst II, von Waldburg-Trauchburg. Beim Neubau wurden zum Teil Reste der Burg Alt-Trauchburg verwendet. Im Jahr 1727 war das schloss fertiggestellt.

Bis 1941 war das Schloss ein Sitz des Hauses Waldburg-Zeil-Trauchburg. Von 1943 bis 1945 waren die aus Stuttgart evakuierten „Auslandsdeutschen Schülerheime“, eine der Hitlerjugend angegliederte Internatschule für Söhne von im Ausland lebenden deutschen Familien im Schloss untergebracht. Bei Kriegsende wurde im Schoss ein Luftwaffenlazarett eingerichtet, aus dem später ein Krankenhaus wurde. Als das Krankenhaus geschlossen wurde, konnte die Gemeinde Kißlegg im Jahr 1960 das Schloss günstig erwerben.

Es wurde saniert und restauriert und als Schulgebäude eingerichtet in dem sich bis 1978 eine Realschule befand. Vorübergehend wurde es zur Schule für Lernbehinderte. Später wurde es vom Blasmusikverband Baden-Württenberg als Schulungsstätte und Instrumentenmuseum angemietet. Sei 1993 befindet sich im 2. Stock ein Museum. Die Räume vom 1. Stock können angemietet werden für private und öffentliche Festlichkeiten, Tagungen und Sitzungen. Im Erdgeschoss sind die Vereinsräume der Narrenzunft „Kißlegger Hudelmale“, das Gäste- und Bürgerbüro der Gemeinde Kißlegg und das Heimatmuseum zu finden.

Bewacht wird das Schloss vom „Wächter Wilhelm Riedisser“. Die Skulptur ist eine Kopie der in Berlin befindlichen Originalstatue und wurde von verschiedenen Spendern der Kißlegger Bürgerschaft übergeben.

Der große Stein im Park ist nicht der „Stein der Weisheit“. Auf dem Schildchen steht: „Dieser erratische Block wurde in der letzten Eiszeit (ca. 115.000 bis 15.000 v.Chr.) von einem Gletscher aus dem Silvrettagebiet ins Allgäu befördert. Er kam bei Straßenbauarbeiten bei Kißlegg-Hunau zutage. Auf Veranlassung von Fürst Eberhard II. von Waldburg zu Zeil und Wurzach wurde der Findling am 22. Dezember 1894 auf einem mit zehn Pferden bespannten Schlitten und unter Mithilfe von vielen Personen hierher gezogen und ruht seit dem fest im Kißlegger Park.“

Die Narrenzunft Kißlegger Hudelmale

Die Wurzeln der schwäbisch-alemannischen Fasnet reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück. Die Fasnet hat nichts mit den rheinischen Karneval zu tun. Dokumente der frühesten Kißlegger Fasnet stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im Archiv Waldburg-Zeil wird um 1600 von einem „Hudelmannsgesinde“ in der Herrschaft Kißlegg geschrieben. Das Wort „Gesinde“ weist darauf hin, daß es die Dienstboten der Herrschaften waren, in zur Fastnachtszeit ihr Unwesen getrieben haben. Wurde zu ausgiebig gefeiert, belegte mn den Missetäter mit einer Strafe. Die Waibel, Nachtwächter in dieser Zeit, mußten das „Hudelmannsgesinde“ im Narrenhaus einsperren.

1875 entstand der erste Narrenverein in Kißlegg, die „lustig, durstige Narrheit-Gesellschaft“, deren Vorstand „Obernarr“ hieß. Der Verein lud „Jedermann“ zu einem Schauspiel in fünf Akten mit dem Namen „Die Braut von Montebello“ oder „der schreckliche Räuberhauptmann Opalinski“ ein. Die Fasnetsspiele waren so gut besucht, das es sich der Verein leisten konnte, die Einnahmen aus dem Jahr 1878 der Kißlegger Dienstbotenkranken- und Armenkasse zu spenden. 1880 finanzierten sie der freiwilligen Feuerwehr eine Fahne, die heute noch getragen wird.

Am 13. Mai 1966 fand die erste Gründungsversammlung der „Kißlegger Hudelmale e.V.“ im Gasthaus zur Hirschpost statt. 72 Einwohner von Kißlegg gründeten an diesem Tag die Narrenzunft mit dem Ziel, dem Kißlegger Fasnettreiben neues Leben im Stil der schwäbisch-alemannischen Fasnet einzuhauchen. Die ersten beiden „Häser“, das Narrenkostüm und die Maske, waren der „Schnarrengagges“, kommt von Schnarren und Gagges und bedeutet „viel reden ohne Inhalt“ und die „Hudelmale“. „Hudel“ bedeutet zum einen Lumpen, Tuchfetzen und auf den Mensch übertragen, ein Lump, Taugenichts, ein Mann aus niederem Stand, der nichts genau nimmt.

Der „Narrenbrunnen“ vor der Sparkasse wurde 1988 eingeweiht. Die Sparkasse verpflichtete sich, für ständig fliesendes Nass zu sorgen.

Rathaus

Vor dem Rathaus von Kißlegg steht ein Brunnen mit einer Mariensäule. Die Mariensäule soll Zeichen des Dankes sein, daß Kißlegg von den Schrecken des Krieges verschont blieb und stete Mahnung, den Frieden zu erhalten. Der Rathausplatz entstand mit dem Bau vom Rathaus, dem danebenliegenden Haus Reich und der damaligen Landschaftsbank ab 1928 an der Stelle des „kleines Schlossparks“, der ehemals zum Neuen Schloss gehörte. Aus der Rasenfläche wurde im Jahr 2000 ein verkehrsberuhigter Platz mit Pflasterung.

Am Bahnhof

von Kißlegg ist das Café „Gleisneun“. Hier gibt es leckeren Kuchen und sehr guten Cappuccino von einer ganz netten Bedienung.

Um Kißlegg gibt es viele Radwege und wer die Augen offen hält, sieht Ziegen auf dem „Thron“ und bei der „Arbeit“.

Trinken vergessen? Auch kein Problem, im Schwende Hof, gibt es Cows & Drinks, „oin Gelba oder Brauna Schbrudl“ (Limonade), Holunderschorle und Mineralwasser, in Selbstbedienung. Bezahlen kann man in bar (Geld in eine kleine Kasse werfen) oder per paypal „weiland-florian@t-online.de“. Eine super Idee!

In einem Gebüsch stand eine Madonna. Auf den großen Stein steht „Danke 11.09.2022“. Bei was sie wohl geholfen hat? Wir werden es nicht erfahren.

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