ist die Hauptstadt von Galizien und hat ca. 96.000 Einwohner. Die Stadt ist der Sitz des katholischen Erzbischofs, Ziel vom Jakobsweg und deshalb auch ein Wallfahrtsort sowie Standort der Universität Santiago de Compostela. Wie die Stadt zu ihrem Namen gekommen ist, kann man nicht genau sagen. Es gibt nur mehrere Vermutungen.
Ebenso gibt es nur Legenden zum Bau der Kirche und der Entwicklung zum Wallfahrtsort. Die eine Geschichte besagt, daß Jakobus der Ältere nach Christi Himmelfahrt in die römische Provinz Hispania gegangen sei, um sich zu missionieren. Als er keinen Erfolg hatte, ging es nach Palästina zurück und wurde auf Befehl von König Herodes Agrippa von Judäa im Jahr 44 enthauptet. Der Legende nach, wurde sein Leichnam in ein Boot gelegt, das an die Küste Spaniens getrieben wurde. Nach einer anderen Legende brachten Jünger den Leichnam auf dem Seeweg nach Spanien und legten ihn in ein Steingrab im Gebiet der Stadt Santiago de Compostela. Es gibt noch weitere Legenden. Bei Interesse sollte man die umfangreiche Geschichte einfach selbst nachlesen.
Um das Jahr 830 wurden in einem Grab Gebeine, die man dem Apostel Jakobus zuschrieb, gefunden. König Alfons II. von Asturien ließ daraufhin eine Kirche errichten, die zu einem Wallfahrtsziel wurde. Im 10. Jahrhundert entstand um die Kirche die Stadt Santiago.
Santiago de Compostela wurde neben Rom und Jerusalem zu den bedeutendsten Pilgerzielen. Seit dem 15. Jahrhundert finden Heilige Jahre immer in dem Jahr statt, wenn der Jakobstag (25. Juli) auf einen Sonntag fällt. Seit dem Heiligen Jahr 1976 treffen hier über 200.000 Pilger zu Fuß, auf dem Fahrrad oder auf dem Pferd ein. Im Jahr 1106 wurde von Wundern in Verbindung mit der Berührung der Jakobsmuschel, dem Pilgerzeichen, gesprochen. Seitdem werden die Muscheln von der Atlantikküste auf dem Markt bei der Kathedralentür an die Pilger verkauft. Wir haben keine zum Umhängen gekauft, wir haben sie gegessen.
Die Kathedrale
wurde unter Alfons VI. im Jahr 1075 auf den Resten einer Kirche aus dem 8. Jahrhundert erbaut. Im Jahr 1120 wurde sie zum Sitz des ersten Erzbischof von Santiago de Compostela. Aus dieser Zeit stammt nur noch das romanische Südportal. Es folgten zahlreiche Erweiterungen, so daß es in der Kathedrale heute die unterschiedlichsten Baustiele gibt. Aus der Kathedrale mit einst 8.200 qm wurden 23.000 qm.
Auf dem Weg zur Kathedrale kommen wir zum Praza das Praterias. Der Platz hat seinen Namen von den mittelalterlichen Schmiedezünften. Hier steht der Brunnen Fonte dos Cavalos. Am Brunnen speien vier Pferde Wasser aus ihrem Maul. Auf einem Sockel steht eine weibliche Figur mit einem erhobenem Arm, der den Stern von Compostela trägt. Die Meinungen zu der Bedeutung des Brunnens sind unterschiedlich. Sie steht also im wahrsten Sinne des Wortes „in den Sternen“.
Das Haus mit den roten Fenstern hinter dem Brunnen ist das Casa Cabido, das ehemalige Haus des Kathedralrates. Das Gebäude wurde zur „städtischen Verschönerung“ geplant. Es war 1758 fertiggestellt und ging Mitte des 19. Jahrhunderts in Privatbesitz über.
Die Fassaden der Kathedrale haben unterschiedliche Namen. Der Name der Platerías-Fassade in der Spitze vom Kirchenschiff stammt vom galicischen Wort für Silberschmied. Die Schlange vor dem Eingang zur Kathedrale war uns zu lange. Wir gehen deshalb lieber vorher zum Mittagessen.
In den Arkaden auf der linken Seite vor dem Eingang zur Kathedrale befinden sich mehrere Souveniergeschäfte. Wir bleiben standhaft und kaufen nichts.
Der 72 Meter hohe Uhrenturm im Barockstil trägt den Namen Berenguela-Turm. Er wurde im 14. Jahrhundert im Auftrag von Erzbischof Berenguel de Landoira errichtet. Im Turm war eine Glocke mit zweieinhalb Metern Durchmesser, die als beste Glocke der Welt angesehen wird. Sie verlor jedoch ihren Originalton wurde abgebaut. Sie ist im Kreuzgang mit anderen Glocken ausgestellt. Im Turm hängt heute eine Gussglocke.
Am Praza de la Inmaculada ist die Azabachería-Fassade zu sehen. Der Name ist abgeleitet vom Kohlegestein Gagat. Die Fassade wurde 1769 fertiggestellt.
Die romanische Quintana-Fassade eine Mauer mit Zinnen aus dem 17. Jahrhundert befindet sich an der Plaza de la Quintana. Hier ist auch die Puerta Santa (Heilige Pforte), zu finden, die nur in den Heiligen Jahren geöffnet wird. Sie ist die Hauptattraktion für Pilger. Die Heilige Pforte ist mit 24 Statuen biblischer Figuren In der Wand eingelassen.
Die verschlossene Heilige Pforte in der Kathedrale.
Nach dem Essen waren die vielen Menschen weg und wir konnten nach der Taschenkontrolle in die Kathedrale gehen.
Der Grundriss der romanischen Wallfahrtskirche hat die Form eines lateinischen Kreuzes. Das Hauptschiff ist hat eine Länge von 94 Metern.
Von Osten nach Westen ist das Hauptschiff innen ca. 94 m lang. Das Querschiff ist mit seinen 63 m von Norden nach Süden für eine Wallfahrtskirche viel größer als gewöhnlich. Sie ist damit die größte romanische Kathedrale in Spanien.
Im Mittelschiff steht der Hochalter mit einem vergoldeten Baldachin. Im Altaraufsatz (Rentabel) ist die sitzende Figur des Heiligen Jakobus dem Älteren. Sein Schulterumhang ist mit Jakobsmuscheln verziert. Die Pilger kommen über eine Treppe zur Schulter der Figur und können sie so von hinten umarmen und mit den Worten „Danke, lieber Freund und Bruder Jakobus, dass du mir geholfen hast, hier anzukommen. Danke für deine Person, für deine Begleitung, für dein Zeugnis, für dein Vermächtnis.
Neben dem Hochaltar befindet ist der Eingang zur Krypta, mit dem eigentlichen Ziel des Jakobswegs, dem silbernen Schrein, in dem die Gebeine des Apostels Jakobus liegen sollen. Auch das goldene Kreuz aus dem Jahr 874, in dem ein Splitter des wahren Kreuzes eingearbeitet worden sein soll, ist hier zu sehen.
Ganz wichtig in der Kathedrale ist der Botafumeiro, der durch das Querschiff geschwenkt wird. Das ca. 1,60 große Weihrauchfass wird an einem 66 Meter langen Seil, das in einer achteckigen Kuppel hängt, nach dem Hochamt von acht Männern in Bewegung gesetzt und bis zur Decke geschwungen. Dieses Zugsystem gibt es bereits seit dem 16. Jahrhundert.
Wer das Spektakel unbedingt erleben möchte, kann dies gegen einen Obolus von € 450,00 bestellen. Die eigentliche Funktion ist, den Geruch der Pilger zu neutralisieren, die nach ihrer Wallfahrt auf dem Jakobsweg die ganze Nacht wachend und betend in der Kathedrale verbrachten.
Die Kapelle San Salvador ist um 1075 gebaut worden. Am Eingang befinden sich zwei Säulen mit der Gründungsinschrift in Latein. Auf einer Säule steht „Dieses Bauwerk wurde während der Herrschaft von König Alfons errichtet“, auf der anderen ist zu lesen „Dieses Bauwerk wurde zur Zeit Bischofs Diego begonnen“. Früher beichteten die Pilger in dieser Kapelle und erhielten die Compostela-Urkunde in ihrer jeweiligen Sprache.
Die „Kapelle unserer Lieben Frau auf dem Pfeiler“ war im 17. Jahrhundert ursprünglich als Sakristei geplant. Nach Beginn der Bauarbeiten nahm der Erzbischof die Entscheidung des Domkapitels zurück und ließ stattdessen den Altar für „Unsere Liebe Frau auf dem Pfeiler“ aus Marmor mit Muschelschalen und Sternen errichten.
Die Kapelle Mondragón ist die Kapelle der Frömmigkeit oder als Kapelle von Santa Cruz bekannt . Sie wurde im Jahr 1521 gebaut. Das Altarbild aus Terrakotta stammt aus von 1526 und stellt die Beweinung Christi dar.
Das beeindruckende Pórtico de la Gloria stammt aus dem 12. Jahrhundert. Das Hauptportal der Kathedrale ist das bedeutendste romanische Portal in Spanien. Die einzelnen Szenen mit den 200 Figuren sind in einem Merkblatt beschrieben, das man an der Info erhält. Die Figur in der Mitte stellt den Apostel Jakobus dar, der die Pilger willkommen heisst.
Die Orgel im Hauptschiff wurde im historischen Orgelgehäuse aus den Jahren 1704-1712 nachgebaut. Beim Nachbau verwendete man das Pfeifenmaterial der Vorgängerorgel.
Im kleinen Raum neben dem Querschiff befindet sich Theodemirs Grabstein. Bei archäologischen Ausgrabungen in der Kathedrale wurden neben dem Leichnam des Apostels Jakobus auch der Grabstein des Bischofs Theodemir von Iria aus dem Jahr 847 entdeckt. Über dem Raum befindet sich eine Tafel mit Papst Benedikt auf der linken Seite und Pabst Johannes auf der rechten Seite.
Das Baptisterium ist ein vorromanisches Taufbecken. Nach einer Überlieferung trank 997 das Pferd des muslimisch-andalusischen Heerführers Almanzor aus dem Taufbecken.
Das Kathedralmuseum haben wir nicht besucht. In der Mitte des Kreuzgangs steht ein romanischer Granitbrunnen, der Fonds Mirabilis. Nach dem Jakobsbuch konnten um den Brunnen 15 Pilger stehen und sich den Staub vom Pilgerweg abwaschen, bevor sie die Kapelle betraten. Wie bereits geschrieben, befinden sich hier auch abgebauten Glocken.
Im Panteón Real befinden sich die Gräber zweier Könige sowie prominenter Persönlichkeiten aus dem Königreich Galizien.
Im Altarbild der Reliquienkapelle ist eine große Sammlung von Silberschmiedearbeiten aus dem Mittelalter und der Neuzeit zu sehen.
Der Platz vor der Kathedrale, auf dem sich die Pilger treffen heisst Obradoiro-Praza, abgeleitet von dem galicischen Wort für die Werkstatt eines Steinmetzes.
Die prächtige Fassade der Kathedrale wird Obradoiro-Fassade genannt und stammt, wie sie heute zu sehen ist, aus dem 18. Jahrhundert. An der Kathedrale sind zwei Türme. Der linke Turm ist der Torre de Las Caracas, er ist benannt nach dem Klappern der Holzkarren, mit denen in der Semana Santa (die heilige Woche oder Karwoche) das Glockenläuten ersetzt wird. Der rechte Turm ist ein Glockenturm.
Neben der mächtigen Kathedrale befindet sich auf der linken Seite der Pazo de Xelmírez (Palast von Gelmírez), ein ehemaliger Bischofspalast. Er wurde nach dem Aufstand, bei dem der alte Bischofssitz zerstört wurde, zwischen 1120 und 1136 vom damaligen Erzbischof Diego Gelmírez erbaut. Als der Bischofssitz 1981 in den Pazo de Fonseca (ein Gebäude der Universität) verlegt wurde, zog vorübergehend das Parlament von Galizien in den Palast. Heute gehört es zum Museum der Kathedrale.
Genau vor der Kathedrale ist der Pazo de Raxoi, der 1766 vom Erzbischof Raxoi in Auftrag gegeben wurde. Das Gebäude nutzte man ursprünglich als Seminar für Beichtväter. Heute ist es der Sitz des Rathauses und der galizischen Regierung.
Ebenfalls am Praza da Obradoiro befindet sich das Hostel de los Reyes Católicos. Das Gebäude wurde 1499 als königliches Krankenhaus und Unterkunft für Katholische Könige gegründet. Heute ist es als Hostal dos Reis Católicos oder Parador-Hotel bekannt. Die mit Gittern verzierte Fassade stammt aus dem 16. Jahrhundert. Beim Eingang sind links und rechts Medaillons mit Darstellungen der Katholischen Könige.
Hier legen wir eine Kaffeepause ein und können so auch das Hotel von innen besichtigen.
Hinter dem Gitter verbirgt sich eine kleine Kapelle, die wir, wie auch den Gewölbekeller, die vier Kreuzgänge und das Museum nicht besichtigen können.
Nach unserer Kaffeepause verlassen wir nicht nur das Hotel sondern auch den Praza da Obradoiro für heute.
Das Kloster San Martín Pinario am Praza da Inmaculada ist mit seiner Grundfläche von 20.000 Quadratmetern nach der Kathedrale das zweitgrößte religiöse Gebäude in Santiago. Die Hauptfassade vom Kloster ist 100 Meter lang. Bereits im 12. Jahrhundert gab es hier eine Kirche. Der Bau, wie wir ihn heute sehen, ist aus dem 17. Jahrhundert.
In den drei Gebäuden mit den schmiedeeisernen Gittern befindet sich der Mercado de Abastos. Es ist ein traditioneller Markt für Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse und Blumen.
Das ehemalige Kloster Santo Agustiño aus dem 17. Jahrhundert befindet sich am gleichnamigen Platz und gehört heute zur Universität.
Der Praza de Cervantes war im 12. Jahrhundert das „Forum“, an dem der Stadtausrufer die Vereinbarungen und Verordnungen des Erzbischofs verlesen hat. Der Platz war ein wichtiger Handelsplatz, es wurde hier Recht gesprochen und vermutlich auch gleich am Galgen vollstreckt.
Auf der Säule am Brunnen steht eine Büste vom Schriftsteller Miguel de Cervantes, dem Autor vom Roman Don Quijote.
Am Praza de Cervantes, gegenüber vom Brunnen, steht die Kirche de San Bieito do Campo, die im 12. Jahrhundert auf den Mauern einer Ruine aus dem 10. Jahrhundert erbaut wurde. Heute ist die Kirche ein Teil eines Museumsrundgangs, der auch durch die Capilla General de Ánimas und die Kirche Santa María do Camiño führt.
Die Capilla General de Ánimas, die Kapelle der Allgemeinen Bruderschaft der Seelen (was es nicht so alles gibt) wurde im 18. Jahrhundert erbaut.
Die Kirche Santa María do Camiño wurde zu Ehren der Mutter des Apostels Santiago um 1140 errichtet und im 17. Jahrhundert um die „Kapelle der Einsamkeit“ erweitert . Der Glockenturm stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Wir entschließen uns, mit dem Bähnchen durch Santiago de Compostela zu fahren. Die Fahrt hat uns jedoch nicht so gut gefallen. Es geht durch das große Universitätsviertel, noch größere Parkanlagen und vorbei an alten Kirchen und Gebäuden. Deshalb haben wir fotografieren, bis auf wenige Ausnahmen, eingestellt.
Wir sind vorbeigefahren am Denkmal für Manuel Ventura Figueroa am Alameda-Park. Er wurde im Königlichen Krankenhaus geboren, war Vertrauter von König Karl III. und Patriarch von Indien. Er war auch einer der Gründer der Banco de San Carlos, der heutigen Bank von Spanien.
Die nachfolgenden Fotos zeigen, daß man sich das Geld für die Fahrt wirklich sparen kann.
Die Stadtrundfahrt endet Kathedrale. Auf dem Fußweg zum Bus kommen wir noch am Franziskanerkloster San Francisco de Valdediós aus dem 13. Jahrhundert vorbei. Es wurde vom Heiligen Franziskus von Assisi bei seinem Besuch in Santiago de Compostela gegründet. Aus einer Inschrift an der Wand des Klosters ist zu lesen, daß das Land für einen Korb Forellen als symbolische Jahresmiete erworben wurde. Heute wird das Kloster als Hotel, Herberge für Pilger und Kulturzentrum genutzt.
Das Monumento San Francisco de Asís steht direkt neben dem Kloster.
Wir fahren mit dem Bus wieder zum Campingplatz
Für viele Pilger endet der Jakobsweg nicht in Santiago de Compostela sondern am 100 Kilometer entfernten Cap Finisterre, dem sogenannten „Ende der Welt“, mit dem berühmten „Kilometerstein Null“.
Nachdem wir keine Pilger sind, haben wir uns entschlossen nicht, nach Finisterre zu fahren. Unsere Freunde wollten unbedingt ans „Ende der Welt“. Sie haben uns freundlicherweise ihre Fotos geschickt.
Bei dem Kreuz verbrennen die Pilger ihre Kleidung und oben am Foto ist der Leuchtturm.
Die Tafel auf dem Stein zeigt die Endpunkte der Linie quer durch Spanien: Cap Finisterre im Westen und Cap de Creus im Osten.
Hawking sagte hier: „Ich habe meinen Besuch am Ende der Welt genossen, was für ein wunderschöner Ort“.
Wer den wohl vergessen hat?