liegt im Landkreis Coburg am Ufer der Rodach und wird das „Kleinod des Coburger Landes“ genannt. Die kleinste Stadt in Bayern hat nur ca. 3200 Einwohner in 23 Gemeindeteilen mit unterschiedlichen Siedlungstypen. Bei einem Gemeindeteil kann es sich um ein Dorf, ein Pfarr- oder Kirchdorf, eine Siedlung, einen Weiler, ein Schloss oder eine Einöde handeln.
Besonders erwähnenswert ist, daß Seßlach vollständig von einem Mauerring umgeben ist und noch alle drei Tortürme erhalten sind.
Geschichte der Stadt
Im Jahr 800 n.Chr. werden zwei Ansiedlungen (Duo Sezelaha) auf dem Kirchhügel und dem Geiersberg in einer Urkunde erwähnt. In dieser Urkunde steht, daß die Äbtissin Emhild vom Kloster Milz die gesamten Milzer Güter und den übrigen Klosterbesitz der Abtei Fulda übertragen hat. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 837 wird „Sezzilahono marca“ (Seßlach) erwähnt, als Gaugraf Asis, ein Enkel von Karl des Großen, seine Besitzungen ebenfalls der Abtei Fulda vermachte. Im 11. Jahrhundert wird Seßlach als Urpfarrei des Bistums Würzburg dokumentiert.
1120 wird Seßlach zum Amtssitz und Zentgericht vom Herzogtum Franken. Im Jahr 1223 wurde in einer Urkunde die Siedlung „Sezzelaha“ genannt, die 1244 bei einer Auseinandersetzung zwischen Herzog Otto VIII. von Meran und dem Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg zerstört wurde. 1335 erhielt Seßlach des Stadt- sowie Markt- und Braurecht durch Kaiser Ludwig den Bayern.
Im Jahr 1399 wollten sich die Seßlacher Bürger aus der Hoheit des Bischofs von Würzburg befreien. Sie schlossen sich einem Elfstädtebund an, um die Reichsunmittelbarkeit zu erreichen. Das Bündnis wurde 1400 bei der Schlacht von Bergtheim zerschlagen. Im Jahr 1525 beteiligten sich die Bürger von Seßlach am Bauernkrieg, der für sie grausam endete. Der Würzburger Bischof Konrad ließ in seiner Anwesenheit fünf Rädelsführer auf dem Marktplatz enthaupten, nachdem er bereits im nahe gelegenen Ort Elbern elf Mann hinrichten ließ. So ist es an einem Anschlag am Nebengebäude vom Rathaus zu lesen.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es in Seßlach zu Plünderungen und Brandschatzungen. Im Jahr 1640 wurde die Stadt von kaiserlichen Truppen erstürmt. Es gab viele Verletzte und sechs Tote. Nachdem 1802 das Hochstift Würzburg säkularisiert wurde, kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg und 1810 zum Königreich Bayern. 1812 wurde das königliche Landgericht eingerichtet. 1848 wird die Grundherrschaft aufgehoben, das Land geht in bäuerlichen Besitz über. Es folgt 1851 die Errichtung einer Brief- und Fahr-Post-Expedition, sowie eines Amtsgerichts, die Stadt erhält einen eigenen Poststall (heute Postamt).
Seßlach ergab sich den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg 1945 kampflos. Durch die Teilung von Deutschland verlor Seßlach sein Hinterland. In Seßlach siedelten sich zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene an. Später wuchs Seßlach über seine historischen Stadtmauern hinaus und es entstanden große Neubaugebiete.
Im Jahr 1971 wurde mit der Sanierung der historischen Altstadt begonnen und konnte 1986/87 den Titel Landes-bzw. Bundessieger für beispielhafte Stadtsanierung erringen.
Sehenswertes in Seßlach
Um zu den Sehenswürdigkeiten von Seßlach zum kommen, muß man sich einen Parkplatz vor den Toren der Altstadt suchen, denn die Altstadt ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. In der gesamten Altstadt dürfen nur Anwohner parken. An den Wochenenden sind zwei der drei Stadttore geschlossen. Fußgänger kommen nur durch einen „Schlupf“ in der Stadtmauer und den Stadttoren in die Stadt. Eine ganz neue Erfahrung für uns.
Die Rodachbrücke führt in die Stadt. In der Mitte der Brücke steht eine Nepomuk Statue und eine Kreuzigungsgruppe mit einem Wappen des Bischofs Melchior Zobel von Giebelstadt. Die Brücke wurde als Kulisse in den Kinofilmen „Räuber Hotzenplotz“ und „Luther“ genutzt. Wir gehen durch das „Stadttor“ neben einem Mauerturm, dann geht’s los mit unserer Erkundungstour.
Die Stadtmauer konnte erst errichtet werden, als Seßlach im Jahr 1335 das Stadt- und Befestigungsrecht von Kaiser Ludwig von Bayern erhielt. Im 15. Jahrhundert wurde die Befestigung erweitert und später weiter ausgebaut. Auf der Mauerkrone liegen lose Steine, die sogenannten Wurfsteine. Es gibt keinen Wehrgang.
Den Graben, der um die Mauer war, kann man nur noch stellenweise sehen. Überwiegend wurde der Graben aufgeschüttet und wird heute als Fußweg genutzt.
Neben den drei Tortürmen gibt es in der Stadtmauer auch noch Rundtürme.
Der Hattersdorfer Torturm in der Luitpoldstraße ist der höchste von den drei Stadttoren. Das mit Schiefern gedeckte Dach wird „Spitzbogentonne“ genannt. Es soll an einen Schiffsrumpf erinnern, bei dem der Kiel nach oben zeigt. Der Torturm ist zwischen dem 15./16. Jahrhundert entstanden.
Der Geyersberger Torturm ist in der Luitpoldstraße. Er wird auch Eckersdorfer Tor genannt. Der Sandsteinquaderbau aus dem Jahr 1343 hat vier Stockwerke. Geht man durch das Tor, sieht man eine Gedenktafel mit Kreuzgruppe, auf dem ebenfalls 1343 zu lesen ist. Der Torturm wurde, wie auf einem Fenster steht, 1551 aufgestockt. Das Pyramidendach stammt aus dem 18. Jahrhundert.
In der Flendernstraße ist der Rothenberger Torturm. Der ebenfalls viergeschossige Sandsteinquaderturm mit Zeltdach trägt die Jahreszahl 1616. Der Torturm wurde bis 1879 als Gefängnis, Schuldturm und Zentturm genutzt. Im Inneren des Torbogens sind Hochwassermarkierungen mit Jahreszahlen zu sehen.
Das Restaurant „Altstadthof“ in der Flendernstraße hat einen großen Biergarten.
Daneben steht ein schönes Fachwerkhaus mit der Marktpassage und dem Marktcafe. In der Passage findet man das kleine Geschäft „Schöne Dinge“.
In der Passage ist an der Mauer ist die Geschichte und das Familienwappen der Seßlacher Familie Salb, einer ehemaligen Metzgerfamilie zu sehen. Die Familie Salb hat 1961 die Ruine Geyersberg erworben.
Das Rathaus ist ein Fachwerkbau das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt. Auf der Treppe sitzt ein Löwe.
Auf dem Stadtwappen von Seßlach ist Johannes der Täufer.
In der Luitpoldstraße ist das Erlebnisrestaurant Pörtnerhof. Hier kann man ein Musik-, Krimi-, Magisches- oder Dinner in the Dark buchen. Es wird gutes Essen mit guter Unterhaltung angeboten.
Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer in der Ortsmitte entstand als Chorturmkirche Ende der 13. Jahrhunderts. Die gotische Hallenkirche wurde im 15. Jahrhundert gebaut. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie mehrmals um- und ausgebaut.
Vermutlich im 9. Jahrhundert gab es in Seßlach bereits eine Pfarrei, die jahrhundertelang dem Hochstift Würzburg unterstellt war. Sie zählt heute zu den Urpfarreien in der Umgebung von Seßlach. Schutzpatron der Kirchen der Stadt ist der Missionsheilige Johannes der Täufer. Aufgrund des Namens der Kirche geht man davon aus, daß die Pfarrei ein Stützpunkt der Slawenmission war. Im Jahr 1296 wurde ein Pfarrer namens Gunther erstmals urkundlich erwähnt. Als Pfarrkirche ist die Kirche St. Johannes der Täufer im Jahr 1316 dokumentiert. Wir haben die Kirche innen nicht besichtigt.
Das Fachwerkhaus mit den bunten Fenstern am Kirchplatz ist ein ehemaliges Schulhaus aus dem 17. Jahrhundert.
Wir kommen vorbei am ehemaligen fürstbischöflichem Arbeitsmagazin und Schüttboden. Das Gebäude wurde 1714 im Auftrag des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greifenclau zu Vollraths errichtet. Nach der Säkularisation war es die Salzfaktorei und später das Amtsgerichtsgefängnis.
Im ehemaligen „Pflasterzollhaus“ befindet sich heute ein Restaurant.
Im 14. Jahrhundert mußte für die Benutzung von gepflasterten Straßen Pflastergeld bezahlt werden. Das Pflastergeld wurde für die erstmalige Pflasterung und den Unterhalt der gepflasterten Straßen verwendet. Berechnungsgrundlage waren die Zugtiere von Fuhrwerken und in die Stadt getriebenes Vieh. Der Pflasterzoll wurde vom auswärtigen Handelsverkehr erhoben, Einheimische waren vom Zoll befreit.
Hunger und Durst führen uns wieder zum Maximiliansplatz. In der Gastwirtschaft Reinwand sind alle Plätze belegt.
Gegenüber ist der Landgasthof „Roter Ochse„. Die historische „Schenkstatt“ gilt als ältester Gasthof der Stadt und wurde erstmals 1620 urkundlich erwähnt.
Wir finden gerade noch an einem Tisch im Biergarten Platz. Als Bier wird uns das „Seßlacher Hausbier“ empfohlen und ein netter Herr, der mit uns am Tisch saß, hat vom „Weißen Käs“ geschwärmt. Ahnungslos habe ich einen „Weißen Käs“ ( ist Quark, Zwiebel, Sahne) und Kartoffel bestellt. Es war wirklich ausgezeichnet. Das weitere Essen, eine Sülze, war nicht so das Wahre. Die fränkische „Sülze“ ist eben mit unserer bayerischen „Sulz“ nicht zu vergleichen.
Im Biergarten vom Roten Ochsen sieht man die Rückseite vom ehemaligen fürstbischöflichen Amtshaus. Das Gebäude mit dem Treppenturm ist um 1620 entstanden und wurde im 18. Jahrhundert verändert.
Am „Amtshaus“ am Maximiliansplatz ist eine Gedenktafel, die an den Dichter Friedrich Rückert erinnert, angebracht. Friedrich Rückert verbrachte seine Semesterferien in Seßlach. Sein Vater war hier von 1807-1809 als Würzburger Amtmann tätig. Über Friedrich Rückert habe ich schon geschrieben, als wir in Coburg waren. Er wohnte mit seiner Frau in der Dachwohnung vom Puppenmuseum.
Das muß noch unbedingt geschrieben werden. Das „Seßlacher Kommunbrauhaus“ ist eine Kuriosität in Deutschland.
Kaiser Ludwig der Bayer hat im Jahr 1335 den kleinen Ort zur Stadt erhoben und neben dem Stadt- und Rügerecht das Braurecht „zur Finanzierung anderer Rechte“ sowie das Recht der Befestigung erteilt.
Seit dieser Zeit wird unter der Regie der Stadt gebraut. Der Braumeister ist Angestellter der Stadt Seßlach und für das sogenannte „Kommunbräu“ verantwortlich. Das Kommunbauhaus in der Pfarrgasse 105 wurde 1892 erbaut. In dem Brauhaus, dem letzten seiner Art, werden etwa 40 Sud gebraut. An die örtlichen Gastwirtschaften, den Gasthof Reinwand und Landgasthof Roter Ochse in Seßlach gehen ca. 40 % vom Sud und ca. 60 % an Privatleute.
Immer wenn ein Sud fertig ist und abgeholt werden kann, wird es in der Pfarrgasse lebendig. Es werden Schilder aufgestellt, die es so nur zweimal in Deutschland gibt. Nämlich eines am oberen und eines unteren Ende der Seßlacher Pfarrgasse. Danach haben nur „Bierabholer“ ein Zufahrtsrecht.
In der Pfarrgasse warten dann die Seßlacher oder andere Bierliebhaber zu bestimmten Bierausgabeterminen zwischen 8.00 und 11.00 Uhr mit Gefäßen in ihren Autos oder auf Traktoren vor dem Brauhaus. Durch ein Fenster am Brauhaus füllt der Braumeister mit Hilfe einer Zapfpistole das Bier in die Behältnisse der Kunden. Ein Liter Bier kostet für Selbstabholer € 1,00.
Auch sehr ungewöhnlich: im Rathaus kann man zu den Rathausöffnungszeiten das „Kommunbier“ kaufen.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatte Seßlach noch sieben Brauereien. Heute sind es neben dem Seßlacher Brauhaus nur noch zwei. Das Seßlacher Bierfest findet im April unter dem Motto: „Braukultur erhalten, Braukultur erleben“ statt. Das Altstadtfest ist im August.